26.11 2020

WIR: Im Gespräch mit Judith Kohlenberger und Michael Vogler

Wie lautet ein Plädoyer für mehr Zusammenhalt?

Dr.in Judith Kohlenberger (Kulturwissenschaftlerin mit Schwerpunkt auf Identitäts- und Repräsentationspolitik, Migrationsforscherin am Institut für Sozialpolitik der Wirtschaftsuniversität Wien sowie Autorin „Wir – Plädoyer für ein starkes, wagemutiges Wir“)

Dr. Michael Vogler (Kulturdesigner, Philosoph, Organisations- und Stadtentwickler sowie Autor „Wir – Plädoyer für einen neuen Generationenvertrag“)

„Wo man hinsieht, werden Visionen durch wildes Taktieren ersetzt. Doch das Dringende ist der Tod des Wichtigen. Hektisches Handeln verstellt den Blick auf das Wesentliche. Echte Bemühungen zur gemeinsamen Gestaltung einer gedeihlichen Zukunft lassen sich derzeit allenfalls in Spuren erkennen. So entsteht der Eindruck, die Gesellschaft taumle durch die Gegenwart und werde steuerlos herumgeworfen, wie ein Blatt im Wind. Dabei ist es gerade in einer Zeit des Umbruchs höchst an der Zeit, sich darauf zu besinnen, dass alle lebenden Generationen stets gemeinsam jenes Morgen erschaffen, in dem ihre Kinder und Enkel leben werden.“ Das von der Politik vielbeschworene und instrumentalisierte Wir scheint weder selbstverständlich noch festgeschrieben zu sein, vielmehr ist es flüchtig, schwer fassbar, wandelbar und ein ständiger Streit, den es auszuhalten gilt. Wie schön wäre es doch, wenn Tatkraft, Koordination und Weisheit zusammenspielen würden. In einer Gesellschaft kann das nur funktionieren, wenn alle erwachsenen Generationen ihren Stärken entsprechend zusammenarbeiten. Mitten in der Zeit des Umbruchs droht sich der Riss zwischen den Generationen zu vertiefen, dass etwa die Jüngeren die Älteren allein lassen, die Älteren die Jungen mit Forderungen und Vorwürfen überschütten statt eigene Aufgaben zu übernehmen.

Wer ist das Wir in welchem Kontext? Welches Wir wählen wir selbst, welches wird uns zugeschrieben durch Herkunft, Beruf, Status? Sind wir ein Paar, eine Familie, Freund, eine Gemeinschaft, eine Nation? Sind wir nicht die anderen? Wann wird das Wir zu einem Werkzeug der Ausgrenzung? Wie beschreiten wir den Weg hin zu einem inklusiveren Wir? Wie kann das Wir Wachstumsschmerzen nicht scheuen? Wie begreift das Wir Unterschiede als Chance auf Weiterentwicklung und echte Teilhabe? Wie wird sich jedes Lebensalter spezifischer Stärken bewusst? Wie werden diese wirksam und wer übernimmt die Verantwortung dafür? Wie entsteht nicht nur allgemein Orientierung, sondern auch individueller Lebenssinn von der Jugend bis ins hohe Alter? Wie lautet ein Plädoyer für ein starkes, wagemutiges Wir?

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Aus organisatorischen Gründen wird höflich um Anmeldung(en) per Mail unter doebling@bsa.at gebeten.
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BSA online
Beginn: 18:00