„100 Jahre Frauenwahlrecht: ‚No more Bullshit‘, ‚In besserer Gesellschaft‘ und ‚Kerls‘“
Gesprächsrunde mit:
Gerhard Haderer (Karikaturist und Gründer der Denkwerkstatt „Schule des Ungehorsams“)
Angelika Hager (Journalistin und Ressortleiterin Gesellschaft beim Nachrichtenmagazin Profil, Autorin der Bücher „Kerls! – Eine Safari durch die männliche Psyche“ und „Schneewittchen-Fieber – Warum der Feminismus auf die Schnauze gefallen ist und uns das Retro-Weibchen beschert hat“)
Martina Schöggl B.A. (Obfrau des Frauennetzwerkes „Sorority“ und Mitherausgeberin des Buches „No more Bullshit – Handbuch gegen sexistische Stammtischweisheiten“)
Dr.in Laura Wiesböck M.A. (Soziologin am Institut für Soziologie der Universität Wien und Autorin des Buches „In besserer Gesellschaft – Der selbstgerechte Blick auf die Anderen“)
Obwohl Österreich auf diverse Meilensteine in der Politikgeschichte der Frau zurückblicken kann, zeigt sich, dass die Annahme, wonach in einer aufklärten Gesellschaft alle gleich sind, zum Stolperstein werden kann. Hartnäckige Vorurteile rund um Feminismus und Geschlechterrollen halten sich, wenn Menschen aufgrund von Identitätsmerkmalen herabgewürdigt werden. Die weltweite MeToo-Debatte hat den tiefen Fall prominenter Männer ausgelöst. Das Image des Mannes wirkt lädiert, die Definition von Männlichkeit muss nach jenem Diskurs neu gestaltet werden. Eine Aussage oder ein Argument zum „Bullshit“ zu erklären, ist eine starke Geste. Diese kann die Stimmung in Diskussionen innerhalb von Sekunden auf den Gefrierpunkt fallen lassen oder auf Maximaltemperatur anheizen. Das Wort ist kein diplomatischer Vermittler, kein wissenschaftlicher Terminus und keine Argumentationsgrundlage. Gerade am Stammtisch, in Online-Foren, beim Familienfest oder am Arbeitsplatz halten sich Argumente oder vielmehr Pseudo-Weisheiten, die meist jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren, besonders hartnäckig. Viele davon sind sexistisch, rassistisch oder klassifizierend und führen nicht selten zu Sprachlosigkeit. Klassische Stammtischparolen sind pauschalisierend, vereinfachend und verkürzend, oft werden andere Menschen abgewertet. Die Stammtischweisheiten sind in ihrem Selbstverständnis allerdings keine Meinungen, sondern unantastbare Wahrheiten, deren Gültigkeit man sich gegenseitig bestätigt. In Diskussionen mit Andersdenkenden ist es wichtig, nicht moralisierend, belehrend oder bewertend aufzutreten, sondern mit Offenheit und Interesse zuzuhören, obgleich das bei vielen Menschen auf den ersten Blick Irritationen auslösen mag. Hilfreich ist, den Versuch zu wagen, in einen ernsthaften Dialog zu treten, sich nicht provozieren zu lassen, gegensätzliche Meinungen auszuhalten, zu reagieren, aber nicht immer sofort reagieren zu müssen. Es lohnt sich auf „blöde“ Spruche einzugehen, denn die Auseinandersetzungen können auch zu Chancen des Umdenkens werden.
Mit unseren Gästen möchten wir verschiedenste Fragestellungen gemeinsam vertiefen: Wie lässt sich eine gleichberechtigte Zukunft gemeinsam erreichen? Wie lassen sich Autonomie und Solidarität leben und weitertragen? Sind Menschen in Wirklichkeit bestrebt, sich gegenüber anderen Menschen, Bevölkerungsgruppen, Denkmustern und Verhaltensweisen abzugrenzen? Sind diese Mechanismen, ob Frau oder Mann, jung oder alt, stark oder schwach, arm oder reich, ungeachtet der sozialen Stellung, Religion oder Nation immer dieselben? Pochen weniger Privilegierte auf ihren ehrlichen Status als „Hackler“ und wettern gegen die Schnösel „da oben“? Schüttelt das Bildungsbürgertum pikiert den Kopf über WählerInnen rechtspopulistischer Parteien und bestellt mit wohligem Gefühl das Bio-Kisterl? Wie wird Konsumverhalten zum Statussymbol, der Beruf zur Identität und politische Andersartigkeit zum Feindbild? Wie kann man hartnäckige Vorurteile rund um Feminismus sowie Geschlechterrollen hinterfragen und widerlegen, um einen neuen Diskurs zu schaffen? Kann ein simples „Bullshit“ auf Phrasen wie „Der Pay Gap ist ein Mythos“ oder „Qualität statt Quote“ der Gesprächskultur etwas Gutes tun? Warum kann es trotzdem ein Gewinn sein, Einspruch zu erheben und schließlich aufzuklären? Welche Argumentationshilfen gibt es für die gängigsten Floskeln, um diese mit Wissenschaft, Statistiken und Humor feinsäuberlich zu widerlegen? Wie verliert man dabei nicht die Nerven oder das eigene Gesicht? Wie ist es möglich, Zivilcourage zu lernen, sozialen Mut zu trainieren, öffentliches Eintreten für Werte wie Gerechtigkeit, Toleranz und Solidarität zu fördern? Wie können Selbstbestimmung, Gleichstellung, soziale Sicherheit, wirtschaftliche und politische Teilhabe, Chancengleichheit für Frauen und Männer erreicht werden?
Aus organisatorischen Gründen wird um Anmeldung per Mail unter doebling@bsa.at oder telefonisch unter 01 / 310 88 29 gebeten.
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Landesgerichtsstraße 16 1010 Wien