Gertraud Klemm: “Einzeller”
Feminismus und Realität: Gertraud Klemm und Anna Stern
Einleitung: Sylvia Treudl
Zwei starke Bestandsaufnahmen von zwei überzeugenden Autorinnen – die Österreicherin Gertraud Klemm und die Schweizerin Anna Stern
Gnadenlos analytisch, wütend, auf den Punkt und in bestes Erzählen gebracht legt Gertraud Klemm mit Einzeller (Kremayr & Scheriau 2023) ein feministisches Furioso vor, in dem sie nichts auslässt – nicht den Konflikt der Generationen, von der ersten Welle bis hin zu dem, was die großartige Simone Sternchenfeminismus nennt, nicht zahnlose sozialistische Politik auf der einen Seite hin zum alten Wein in neuen Schläuchen.
“Alle Frauen eint, dass sie trotz ihrer vermeintlichen neuen Freiheiten nahe am Abgrund tanzen”, lautet die Einschätzung der schweizerischen Romancière, Erzählerin und promovierter Naturwissenschafterin Anna Stern. In ihrem neuen Band blau der wind, schwarz die nacht (lectorbooks 2023) lässt sie in eigenwilligem Duktus und in Montagetechnik angeordneten Kapiteln ihr Personal durch die Krisen der gegenwärtigen Welt taumeln. Alle suchen Tritt, haben aus unterschiedlichen Gründen den Halt in ihren Existenzen verloren.
Text aus: Programmheft Das Land liest
Mariazellerstraße 78 3160 Traisen