Big Brother und seine Masken

In der realen Welt hat Hayek, zusammen mit seinem großen Freund Karl Popper und seinem literarischen Illustrator Orwell, vorerst triumphal gesiegt: Das Sowjetsystem ist zusammengebrochen. Die Überreste sind beachtlich groß: Das gigantische China und die bornierten Randflecken im Fernen Osten und auf Kuba. Der in Gang gesetzte Trend scheint aber unaufhaltsam zu sein, er wird wohl auch global Erfolg bringen.

Da kommen aber die großen neuen Probleme und Zweifel: Der Bankrott des Lenin’schen Konzeptes hat die Armut nicht aus der Welt geschafft. Die Umweltgefahren liegen wie ein drohender Schatten über unserem Planeten. Und was für die siegreiche liberalistische Marktwirtschaft das Ärgste ist: Sie ist durch ebenfalls globale Kartellierung und Monopolisierung zur bedrohlichen Karikatur ihres Ideals verkommen. Der "Große Bruder" taucht mit neuer Maske auf.

Die Wechselwirkungen ungelöster Probleme zeigen einen Weg zu einem noch schlimmeren Ende: dem "Dritten Weltkrieg" zwischen den durch die ungestoppte Verelendung entstehenden religiös-fundamentalistischen oder gesinnungslosen kriminell-korrupten Tyranneien beziehungsweise dem aus ihnen wuchernden globalen Terrorismus und der in eine verzweifelte Defensive geratenen Festung "Freie Welt". Die unvermeidlich scheinende Militarisierung und Polizeimobilisierung löst Orwell’sche Albträume aus.

Gibt es da noch Hoffnung? Ja, sie zeichnet sich ab. Die Demokratie wirkt im Sinn Karl Poppers als die politische Lebensform, die imstande ist, Regierungen und Regierungsideologien zu überwinden. Die alternativen Kräfte haben aus dem blutigen Debakel des Faschismus und Leninismus gelernt und besinnen sich auf das ursprüngliche Freiheitsideal: Freiheit zum unzensurierten Leben und Denken – aber auch Freiheit von Armut, Hilflosigkeit, Hunger, Durst.